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Unser Köln

Kölner Köpfe – Carlo Jösch

Jeannette Fentroß · 20.11.2024

Carlo Jösch. Foto: Erril Fritz

Carlo Jösch. Foto: Erril Fritz

Carlo Jösch (58) ist Maßschneider und hat eine Leidenschaft für erstklassige Stoffe. Ein Gespräch über seinen Beruf, über Kilts und über die Rockband Brings.

Was genau macht ein Maßschneider?

Ich fertige Bekleidungsteile nach Kundenwünschen an. Ich nehme Maß, wir suchen einen Stoff aus. Details, wie Design, Schnitt, Funktionalität und Bequemlichkeit, werden individuell besprochen. So entstehen in meinem Atelier Unikate.

Ist der Beruf eine Art Familientradition? Oder war es Ihr Traumberuf?

Ich wurde in Chile, im Heimatland meiner Mutter, geboren und bin mit drei Jahren nach Meerbusch, dem Wohnort meines Vaters, gezogen. Meine chilenische Großmutter und Tanten hatten das Privileg, sich mit Mode und feiner Handarbeit zu beschäftigen. Meine Mutter schneiderte karierte Hosen, als diese noch nicht wirklich en vogue waren. All diese Eindrücke prägten mich.

Wie kamen Sie zu der Ausbildung?

Zunächst wollte ich Architekt werden, doch davon wurde mir abgeraten. Mit elf Jahren begann ich, meine Jeans mit Schlag enger zu nähen, und entwickelte den Berufswunsch Modedesigner. Nach einer industriellen Schneiderlehre habe ich in Mönchengladbach Textil- und Bekleidungstechnik studiert. Heute „baue“ ich Fracks und andere Kleidungsstücke.

Sie fertigen auch Kilts. Wie kam es zu dieser Vorliebe für knielange Männerröcke?

In vielen Kulturen tragen Männer rockartige Kleidungsstücke, das ist nichts Ungewöhnliches. Kilts haben mich schon immer fasziniert. Als Kind bastelte ich mir einen aus dem Stoff eines Regenschirms. Gleichzeitig hatte ich Schottland für mich entdeckt und später auch Dudelsackspielen gelernt. Als sich dann ein befreundeter Kunde einen Kilt wünschte, bin ich kurzerhand in die Highlands gereist und habe dort tatsächlich einen Meister gefunden, der mir aufgrund meiner Vorkenntnisse in rund drei Wochen die Kunst der Kilt-Fertigung beibrachte. Normalerweise dauert es drei bis fünf Jahre, um diese Technik zu beherrschen.

Sie statten auch die kölsche Rockband Brings aus. Wie kam es dazu?

Mein erster selbstgenähter Kilt hängt im Schaufenster des Ateliers. Stefan Brings wollte einen Kilt für die Bühne. Da ich der einzige Kilt-Schneider in Köln bin, kam er auf Empfehlung zu mir. Für die restlichen Bandmitglieder habe ich später andere Kleidungsstücke aus demselben karierten Stoff angefertigt.

Welche Pläne haben Sie?

Gesund und fit bleiben wäre fein. Das Geschäft erfolgreich weiterführen und bis zum Umfallen arbeiten (lacht). Spaß beiseite – in unseren Gesellschaftskreisen rückt die Familie in den Hintergrund und das Alter teilt uns in Generationen ein. Die Kombination aus Jung und Alt ist eine Bereicherung für alle. Ich erfahre das von meinen inzwischen sieben Auszubildenden, von allen habe auch ich etwas gelernt.

Das Gespräch führte Jeannette Fentroß

Tags: Beruf , Brings , Gespräch , Interview , KölnerKöpfe , Maßschneider

Kategorien: Kultur , Unser Köln