A- A A+

Apps und Webseiten

"Ich whatsappe jetzt!"

Susanne Neumann · 21.04.2020

Foto: Webster2703 / Pixabay

Foto: Webster2703 / Pixabay

Die hierzulande beliebteste Anwendung zur Übertragung von Nachrichten ist WhatsApp. Wer Nachrichtendienste auf seinem Smartphone hat, kann sich leichter und bunter mit Familie, Freunden und Bekannten austauschen.

Raphael quietscht vor Vergnügen! Während der acht Monate alte Spross der Familie Neumann aus Poll auf allen Vieren die Treppe zum Obergeschoss erklimmt, filmt ihn seine Mutter Sonja Neumann mit ihrem Smartphone. Die Kamera bedient sie mit „WhatsApp“, einer „App“ (kurz für Applicationsoftware, zu Deutsch: Anwendungssoftware) für Smartphones zum Austausch von Nachrichten über das Internet. Dann schickt sie das Video mit einem Fingertipp in eine ihrer WhatsApp-Gruppen namens „Babypost“. In Bild und Ton können dort nun alle Gruppenmitglieder – in diesem Fall Raphaels Oma und Opa, Tante und Onkel, seine älteren Geschwister und seine Cousins – auf ihren Smartphones den Aufstieg des kleinen Mannes miterleben.

Direkte Nachrichten

WhatsApp ist der in Deutschland am weitesten verbreitete „Instant Messenger“, eine App zur sofortigen (instant) Nachrichtenübermittlung. Weltweit wird dieser „Messaging-Dienst“ von mehr als 1,2 Milliarden Menschen genutzt. Sind ihre Smartphones online, haben Nutzer von WhatsApp sozusagen eine Standleitung zu anderen Nutzern und können jederzeit mit ihnen „chatten“, das heißt in Echtzeit per Tastatur mit ihnen „plaudern“, sowie Videos, Fotos oder auch Sprachnachrichten austauschen. Auch gebührenfreie Telefonate und sogar Videokonferenzen über das Internet sind mit WhatsApp möglich.

Der Studie „D21 – Digital Index 2018/2019“ zufolge haben hierzulande 81 Prozent der 14- bis 29-Jährigen WhatsApp auf ihren Smartphones, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 73 Prozent, bei den 50- bis 64- Jährigen 55 Prozent und bei den über 65-Jährigen ist es immerhin jeder Fünfte. „Nach meiner Erfahrung nutzen ältere Menschen WhatsApp vor allem, um in Kontakt mit der Familie zu sein“, berichtet Nicola Röhricht, Leiterin der Servicestelle Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen bei der Bundesarbeitsgemeinschaft der Senioren-Organisationen (BAGSO) e. V.

„Vor allem die, die Enkelkinder haben, haben auch WhatsApp auf dem Handy.“ Über die Handynummern, die in den Adressbüchern (meist die „Kontakte“-App) gespeichert sind, treten die Nutzer von WhatsApp miteinander in Verbindung. Man kann unter vier Augen chatten oder in Gruppen-Chats. Dort können nur Mitglieder teilnehmen, die von dem Gruppengründer dazu eingeladen und hinzugefügt wurden. Alle Mitglieder einer Chat-Gruppe können gleichzeitig sehen, lesen und/oder hören, was ein Mitglied in die Gruppe geschickt hat. Raphaels Oma verabredet sich in ihrer digitalen „Walking“-Gruppe immer zum Waldlauf. Sie erfährt so, wer mitläuft und wann sich alle wo treffen.


Bild: Fotolia 257429696 S ©ikuvshinov

Kontaktdaten sind ungeschützt

Wegen der vergleichsweise weiten Verbreitung erreicht man mit WhatsApp potenziell mehr Freunde und Verwandte als mit anderen Messengern. Doch Datenschützer warnen: Seit 2014 gehört WhatsApp dem Betreiber des weltweit größten sozialen Netzwerks Facebook. Um alle WhatsApp-Nutzer auf der Welt anhand ihrer Mobilfunknummern miteinandervernetzen zu können, lädt Facebook die kompletten Adress bücher der Nutzer auf seine Server hoch, die in den USA stehen. „Auf diese Weise kann das Unternehmen grundsätzlich alle auf dem Mobiltelefon hinterlegten Kontaktdaten eines Nutzers verarbeiten“, warnt der Bundesbeauftragte für den Datenschutz und die Informationsfreiheit.

Besonders prekär: Beim Upload eines Adressbuchs werden natürlich auch die darin gespeicherten Daten von Personen eingesammelt, die WhatsApp nicht nutzen oder nicht nutzen wollen! Die Inhalte der Nachrichten können Dritte dagegen nicht mitlesen, auch WhatsApp nicht. Denn die App verschlüsselt die Nachrichteninhalte auf dem Weg zwischen Sender und Empfänger durchgängig und automatisch, das heißt, ohne dass die Nutzer das extra so einstellen müssen. Auf so eine „Ende-zu Ende-Verschlüsselung“ sollte man bei der Wahl eines Messengers grundsätzlich achten.

Alternative Apps

Die Verbraucherzentrale empfiehlt als Alternativen zu WhatsApp zum Beispiel „Threema“ oder „Hoccer“. Diese bieten ebenfalls Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und funktionieren, ohne dass die Nutzer persönliche Daten wie eine Handynummer preisgeben müssen. Grundsätzlich gilt jedoch auch für sie wie für alle anderen Messaging-Dienste: „Hundertprozentigen Schutz vor Datendiebstahl und -missbrauch gibt es nicht“, wie Marc Gawron, Pressesprecher des Vereins „Deutschland sicher im Netz e. V.“ (DSiN) feststellt. „Aus diesem Grund raten wir Verbraucherinnen und Verbrauchern, keine sensiblen Daten oder Bilder über Messaging-Dienste zu versenden.

“Bei allen datenschutzrechtlichen Bedenken hat die BAGSO als Dachverband der Senioren-Organisationen sich entschieden, WhatsApp für ältere Menschen zu befürworten: „Die Chancen überwiegen für uns in Hinsicht auf den Austausch mit Familie und Enkeln, auf Vernetzung und Teilhabe“, erklärt Nicola Röhricht. Rechtliche Rahmenbedingungen täten jedoch not: „Zum Beispiel, dass die Server mit den Daten der deutschen Nutzer auch in Deutschland stehen müssen und der DSGVO, also der Datenschutzgrundverordnung, entsprechen.“

Informationen

Servicestelle Digitalisierung und Bildung für ältere Menschen bei der BAGSO:
Tel. 0228 / 55 52 55 54 oder per E-Mail

 

WhatsApp-Anleitung als pdf-Datei
zum Herunterladen
 

Mehr Informationen zu Datensicherheit und Alternativen
auf der Webseite des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik
oder auf der Webseite der Verbraucherzentrale

 

Das könnte Sie auch interessieren:

Ich bin dann mal im Netz!

Nicht kaputt zu spielen

Mobiler Ernährungsberater - die nutriCARD-App

Die App der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB)

Tags: Smartphone , WhatsApp

Kategorien: Apps und Webseiten , Digitales