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Kölner Köpfe – Sophie Russel
Jeannette Fentroß · 29.08.2024
Sophie Russel. Foto: Jeannette Fentroß
Sie sind Schauspielerin, ist das Ihr Traumberuf?
Mein Vater wollte, dass ich KFZ-Mechaniker werde. Tatsächlich habe ich eine Ausbildung im Einzelhandel gemacht. Daher ist mir auch die Arbeit an der Supermarktkasse nicht völlig fremd. Früher habe ich beim CSD moderiert und war Conférencier in Clubs und Bars. So bin ich dann zur Schauspielerei gekommen. Inzwischen habe ich aber keinen Beruf, sondern eine Berufung. Es ist großartig, wenn man auf der Bühne steht und die Leute zum Lachen bringt. Ich bin zufrieden mit dem, wie es läuft. Wir haben in Köln ein tolles Publikum und die Leute lieben mich.
Der Bühnenbetrieb läuft wieder, Sie treten im Scala auf. Aber Sie arbeiten jetzt auch wieder wie in der Coronazeit an der Supermarktkasse – warum?
Dann sitze ich weniger auf der Couch (lacht) und die Arbeit macht mir großen Spaß. Außerdem erdet mich diese Tätigkeit, viele Menschen erkennen mich dort nicht.
Was hat sich für Sie als darstellende Künstlerin im Alter verändert?
Als junger Mensch ist man oft ungeduldig oder verbissen. Ich konnte damals vieles ausprobieren. Dabei habe ich die Zeit genutzt und Erfahrungen gesammelt. Langsam kehrt die Altersruhe ein. Heute muss man sich nichts mehr beweisen, nur die Selbstkritik bleibt wichtig.
Der CSD ist nicht mehr aus Köln wegzudenken. Haben sich Szene und Gesellschaft in den letzten Jahren verändert?
Ich war in den 1980er Jahren schon bei einer der ersten Kölner CSD-Paraden mit dabei. Damals war die Kölner Szene sehr aktiv. Heute ist vieles angepasster. Mir fehlen die interessanten Partyvögel, wie die schrille Tunte oder die lustige Transe. Mit der Toleranz in der Gesellschaft habe ich noch nie Probleme erfahren. Es kommt vor allem darauf an, wie man selber auf Menschen zugeht.
Gibt es Sophie auch ungeschminkt?
Na klar, so wie ich gerade Lust habe. Meist bin ich jedoch „Et Sophie“, die dialektverbundene Volksschauspielerin, blond und tabulos. Ich gehe nur dahin, wo die Leute mich kennen. In meiner Stammkneipe am Eigelstein nennen mich alle „Mutti“. Ich bin einfach ein mütterlicher Typ. Vielleicht werde ich dort noch zur „Oma“ – wenn ich das noch erleben darf ...
Was möchten Sie noch erreichen und welche Pläne haben Sie?
Ich trainiere den Spagat, das endet vermutlich im Oberschenkelhalsbruch (lacht). Spaß beiseite, ich möchte noch viele Jahre auf der Bühne stehen, solange der Kopf fit bleibt. Nach einem Schlaganfall vor rund fünf Jahren hat sich meine Sicht auf das Leben verändert. Gesundbleiben ist das Wichtigste. Doch ich lasse mich auch überraschen, was noch alles auf mich zukommt.
Das Gespräch führte Jeannette Fentroß.
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Tags: Christopher Street Day in Köln , CSD , Theater
Kategorien: Kultur , Unser Köln