A- A A+

Leben in Köln

Die Kleinkunst-Kapelle

ml · 03.04.2018

Foto: Privat

Foto: Privat

Durch hohen ehrenamtlichen Einsatz schafften die Zündorfer einen außergewöhnlichen Kulturort.

Beifall brandet auf. Die Musiker verneigen sich, nehmen den stürmischen Applaus des Publikums freudig entgegen. Strahlende Gesichter unter den vielen Zuhörern. Sichtlich vergnügt haben sie das Konzert genossen. Seit vielen Jahren finden in der Klosterkapelle Herz-Jesu in Zündorf regelmäßig Veranstaltungen statt, ob musikalischer, literarischer oder kabarettistischer Art. „Künstler treten hier gerne auf“, sagt Jürgen Carl vom Kulturverein Zündorfer Klosterkapelle, „selbst gegen kleines Geld. Denn sie wissen, hier treffen sie ein begeistertes Publikum. Die rund achtzig Plätze sind häufig schnell vergeben.“ Für Veranstaltungen der Kleinkunst und Ausstellungen bietet die Kapelle eine passende Plattform. Sie wirkt gleichermaßen inspirierend für Künstler und Publikum. Das im 19. Jahrhundert im neugotischen Stil erbaute Gebäude präsentiert sich nach sorgfältiger Restaurierung im besten Zustand. Viele originale Teile des Kirchenraums wurden erhalten, auch wenn heute eine rein weltliche Nutzung Leben ins Gemäuer bringt.

Das immer noch Kapelle benannte Gebäude befindet sich in Privatbesitz der Familie Erdle. Der 1985 gegründete Zündorfer Kulturverein ist für das Programm verantwortlich. Waren bei der Gründung lediglich sieben Mitglieder mit Günter Wallraff als Ehrenvorsitzendem aktiv, umfasst die Mitgliederliste heute neunzig Personen.

Kunst und Konzert im Kirchenraum

Angefangen hat alles mit einer Idee von Wolfgang Erdle. Aus Liebe zur Kunst ergriff der gelernte Lehrer den Beruf des Galeristen. „Meinem Vater“, erzählt dessen Sohn Philipp, „schwebte eine kulturelle Institution in Zündorf vor, ein Zentrum, in dem sich Menschen zusammenfinden.“ Diese Vision habe er Schritt für Schritt umgesetzt, nachdem er die Kapelle von der Stadt Porz hatte kaufen können. Diese gehörte zuvor dem Kloster St. Joseph des Ordens der Cellitinnen. Als ersten Schritt nutzte Wolfgang Erdle die Räume als Galerie. Die Kunst der Aborigines und Osteuropas, damals noch eine Seltenheit, interessierte ihn besonders.

Als umtriebig, sehr kommunikativ und geradezu „schillernd“ beschreibt Erdle junior seinen Vater. Und so konnte er andere für sein Projekt begeistern, die zur Unterstützung der Arbeit den Kulturverein gründeten. 2001 starb Erdle überraschend. Ein Herzinfarkt traf ihn ausgerechnet während einer Vorstandssitzung des Vereins. Für seinen Sohn Philipp stand es außer Frage, das Werk seines Vaters fortzusetzen. Obwohl die Erhaltung der Kapelle einen großen finanziellen Einsatz erfordert, will das Erdle aber keinesfalls als Mäzenatentum verstanden wissen. So trage ja auch die Miete, die ihm der Verein für die Nutzung der Kapelle zahle, zu ihrer Erhaltung bei.

Unverzichtbar für den Kulturort ist für Erdle der Einsatz und das Engagement der vielen ehrenamtlich Tätigen im Verein. Gründungsmitglied Inge Kämpf leitet als Vereinsvorsitzende dessen Geschicke. Neben Jürgen Carl kümmern sich Gabriele Deylitz und Werner Schmidt mit einigen anderen um die Programmplanung des Vereins, der neben bekannten Künstlern auch Laien fördern möchte. Viele gute Ideen zeigen mittlerweile ihre Früchte.

„Ich freue mich, dass die Kapelle mit ihrem respektablen Veranstaltungsprogramm ein gern besuchter Ort ist, und zwar auch für die Menschen der weiteren Umgebung. Meinem Vater hätte das gefallen“, meint Philipp Erdle, „er hatte sich immer etwas geärgert, von den Kölnern nicht so richtig wahrgenommen zu werden.“

Kulturverein
Zündorfer Klosterkapelle e. V.

Interessenten sind zu den Vereinstreffen herzlich willkommen: 1. Mittwoch im Monat, 20 Uhr.

Gütergasse 33, 51143 Köln
www.klosterkapelle.de

Nächste Veranstaltungen:

So, 22. April, 19 Uhr: Der besondere Liederabend. Songs von Leonard Cohen, begleitet von Geige und Akkordeon. Eintritt: 12 Euro.

So, 13. Mai, 19 Uhr: Schottische Folkmusik. Eintritt 15 Euro.

Karten unter Tel. 02203 / 839 85 oder E-Mail: mail@klosterkapelle.de

Tags: Musik

Kategorien: Leben in Köln