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Leben in Köln

Auf den Spuren des verlorenen Sohnes

wg · 28.04.2019

Die alte Kölner SynagogeDie alte Synagoge in der Glockengasse. Foto aus dem Band „Die Synagoge in Köln in Bildern“, Köln 1896

1831 steht für Familie Offenbach ein Umzug ins Haus. Bezogen wird die Dienstwohnung des Kantors an der Altstadtsynagoge in der Glockengasse 7. Heute kreuzt an dieser Stelle die Glockengasse die Nord-Süd-Fahrt. Opern- und Schauspielhaus haben dort ihren Sitz.

Das Straßenschild lautet Offenbachplatz. Ungewöhnlich, nur Offenbachplatz, ohne Vornamen, weder Jakob noch Jacques. Mit der Beschränkung auf den Nachnamen will die Stadt sowohl an ihren großen Musikersohn und dessen Familie als auch an die in der Pogromnacht 1938 zerstörte Synagoge erinnern. Eine Hinweistafel an der Nordseite des Opernhauses weist auf den genauen Standort hin. Wegen der seit 2012 andauernden Sanierung des Kölner Opernhauses versperren Baucontainer den Blick auf die Tafel.

Aus Jakob wird Jacques

Für Jakob ist die Glockengasse nur eine kurze Zwischenstation. Denn Isaac Offenbach hat Großes mit seinen hochtalentierten Söhnen Julius und Jakob im Sinn. Und das geht nur in Paris, zu jener Zeit die Hauptstadt der Musik. Sie sollen mit dem Besuch des dortigen Konservatoriums ihre Ausbildung krönen. Die weitere Geschichte ist bekannt: Aus Jakob wird Jacques, der sich als Cellovirtuose einen Namen macht und als Komponist weltberühmt wird.

Jacques Offenbach um 1870Jacques Offenbach um 1870, mit etwa 51 Jahren. Foto: Rheinisches Bildarchiv Köln

Zurück nach Köln: Seine bekanntesten Weisen sind täglich kurz vor 18 Uhr beim Glockenspiel des Kölner Rathauses zu hören. Ob die Barkarole aus den „Rheinnixen“, der Cancan aus „Pariser Leben“, das Galopp-Infernal aus „Orpheus in der Unterwelt“ oder Klein Zak aus „Hoffmanns Erzählungen“ geläutet werden: Diese Welthits kennt jeder.

Jacques Offenbach am Kölner RathausturmJacques Offenbach ist am Ratsturm verewigt. Ob die ihm zur Seite gestellten Kölner Zeitgenossen schon mal seinen Namen gehört hatten? Gar seine Musik? Foto: Raimond Spekking, Wikimedia Commons

Auch optisch kann Jacques Offenbach vom Alter Markt aus bewundert werden. Auf dem Rathausturm logiert er als eine von 124 Figuren im zweiten Obergeschoss. Wenn er sich recken könnte, hätte er Sichtkontakt mit der Ruhestätte seines ihn so umfangreich fördernden Vaters auf dem Deutzer Judenfriedhof an der Judenfriedhofsgasse. Der Grabstein von Isaac ist das letzte und einzige stumme Originalrelikt, das in Köln sichtbar an die Familie Offenbach erinnert. Der Rest ist Musik.

Jacques-Offenbach-Festival

Sonntag, 9.6. bis Donnerstag, 27.6.

Piff! Paff! Puff! – Mit über 30 Veranstaltungen wird gefeiert, drinnen und draußen und auch bei freiem Eintritt. Etwa beim „Familientag bei den Offenbachs“ am Sonntag, 16. Juni, ab 15 Uhr auf dem Offenbachplatz. Dort kann man einen Einblick in das musikalische Familienleben der Offenbachs gewinnen.

KölnTourismus lädt bei einem außergewöhnlichen Offenbach-Spaziergang zur Spurensuche in der Domstadt ein.

  • Samstag, 25. Mai, Samstag, 15. Juni und Sonntag, 23. Juni, jeweils 14 Uhr
  • Tickets zu 13 Euro plus Vorverkaufsgebühr bei Kölnticket, Tel. 0221 / 28 01, www.koelnticket.de

Die Ausstellung „Jacques Offenbach – Von Köln über Paris in die Welt“ zeigt mit eindrucksvollen Bildern das Leben und die außerordentliche Karriere Offenbachs.

  • Samstag, 1. Juni bis Samstag, 15. Juni, geöffnet während der Opernvorstellungen
  • Oper Köln, Staatenhaus, Rheinparkweg 10

Alle Informationen und Veranstaltungen zum Offenbachjahr unter www.yeswecancan.koeln

Tags: Musik

Kategorien: Leben in Köln