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Ratgeber

Kein Freund und Helfer - Betrüger am Telefon

Wolfgang Guth · 04.06.2020

Foto: Foto: Dolores Burkert / Stadt Köln

Foto: Foto: Dolores Burkert / Stadt Köln

Immer wieder geben sich Betrüger am Telefon als Polizisten aus, um an Hab und Gut ihrer Opfer zu gelangen. Die Polizei Köln gibt sieben Tipps, wie Sie sich schützen können.

Gudrun Rittmeier (Name geändert), 77 Jahre alt, erinnert sich noch gut an den 23. März. Gerade waren die Ausgangsbeschränkungen zum Schutz vor Neuinfizierungen mit dem Coronavirus in Kraft gesetzt worden. Die Tagesschau berichtete von der katastrophalen Lage der Erkrankten in Norditalien. Alles war sehr bedrückend.

Da klingelte das Telefon. Wie immer schaute sie zunächst auf das Display ihres Hörers und erschrak. Statt eines bekannten Namens aus ihrer Kontaktliste leuchtete ihr eine Nummer entgegen: 0221/110. Sie dachte nur, was will die Polizei denn jetzt von mir? Zitternd nahm sie das Gespräch an. „Hier spricht die Kriminalpolizei. Wir haben nach einem Einbruch in Ihrer Nachbarschaft bei einem der Täter ein Notizbuch gefunden, in dem Ihr Name steht. Wir sind in Sorge, dass Sie das nächste Opfer sind.“ Dann bot der Anrufer an, Wertsachen und Bargeld bei ihr abzuholen, um es sicher auf der Polizeiwache aufzubewahren. Ganz aufgeregt und richtig besorgt sei sie bei dem Anruf gewesen. Der Polizist habe ihr im weiteren Verlauf des Gesprächs immer wieder die strikte Anweisung gegeben, mit niemandem über den Anruf zu sprechen.

Polizei ruft nicht unter 110 an

„Das war Druck pur. Aber diese ständigen Anweisungen haben mich stutzig gemacht.“ Sie hat den Hörer aufgelegt und ihren Sohn angerufen. „Er hat dann den Notruf der Polizei gewählt. Die wussten gleich, dass es ein betrügerischer Anruf eines falschen Polizisten war.“

Voll des Lobes für Gudrun Rittmeiers Verhalten ist Kriminalhauptkommissar Stefan Halbe, bei der Kölner Polizei für Prävention und Opferschutz zuständig .„Die Polizei ruft niemals unter der Telefonnummer110 an“, stellt er klar. „Jeder sollte so handeln wie Frau Rittmeier: Beim Anruf einer fremden Person misstrauisch sein, keine Informationen preisgeben und die Telefonverbindung trennen.“ Wenn das Freizeichen nach dem Auflegen ertönt, sollte eine Vertrauensperson und die Polizei informiert werden, rät Halbe den Anrufopfern.

 

Die Polizei rät:

> Falls Sie in Ihrem Telefondisplay die Rufnummer der Polizei 110, gegebenenfalls mit einer Vorwahl, sehen sollten, dann handelt es sich nicht um einen Anruf der Polizei. Legen Sie sofort auf.
> Gibt sich der Anrufer als Polizeibeamter aus, lassen Sie sich den Namen nennen, wählen Sie selbst die 110 und schildern Sie den Sachverhalt.
> Die Polizei erfragt telefonisch keine Bankdaten wie Kontonummer und Kontostand oder Inhalte von Schließfächern.
> Geben Sie unbekannten Personen keine Auskünfte über Ihre Vermögensverhältnisse oder andere sensible Daten.
> Öffnen Sie unbekannten Personen niemals die Tür oder ziehen Sie eine Vertrauensperson hinzu. Vereinbaren Sie mit Personen, die z. B. für Sie Besorgungen erledigen, ein Kennwort.
> Übergeben Sie unbekannten Personen niemals Geld oder Wertsachen. Die Polizei wird Sie niemals auffordern, Wertsachen und Geld an einen vermeintlichen Polizisten zu übergeben.
> Wenn Sie Opfer eines solchen Anrufes geworden sind, wenden Sie sich in jedem Fall an die Polizei und erstatten Sie eine Anzeige.

 

Erschreckende Zunahme des Betrugs an älteren Menschen

In Köln hat die Polizei im vergangenen Jahr 4.486 Anzeigen wegen Betrugs zum Nachteil älterer Menschen verzeichnet. „Das ist gegenüber 2015 eine Steigerung von über 500 Prozent, die Dunkelziffer nicht eingerechnet“, erläutert Halbe. 2019 wurden dabei in 489 Fällen Senioren um Geld und Vermögen gebracht.

Neben der Masche mit den falschen Polizisten wenden die Betrüger häufig den Enkeltrick in verschiedenen Variationen an. Sie geben sich dabei am Telefon als Verwandte, Enkel oder auch gute Bekannte aus und bitten kurzfristig um Bargeld. Als Grund wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage vorgetäuscht. „Auch hier gilt: Misstrauisch sein, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die man als Angerufene nicht als solche erkennt. Am besten erfragt man beim Anrufer Dinge, die nur der richtige Verwandte wissen kann“, rät Hauptkommissar Halbe für diesen Fall.

Ob mit Enkeltrick oder als falscher Polizist – gerade während der Coronakrise suchen Verbrecher verstärkt Opfer. Denn jetzt sind die Gefühle von Hilflosigkeit einerseits und Hilfsbereitschaft andererseits sehr verbreitet. Und doch haben neben Gudrun Rittmeier alleine am 23. und 24. März über hundert weitere aufmerksame Senioren aus Köln undLeverkusen Anrufe von Betrügern angezeigt.

Polizeipräsidium Köln
Kriminalprävention/Opferschutz
Walter-Pauli-Ring 2–6,
Tel. 0221 / 229-86 55
E-Mail: kriminalpraevention.koeln@polizei.nrw.de
Webseite: https://koeln.polizei.nrw

 

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Tags: Polizei Köln , Telefonbetrug

Kategorien: Ratgeber , Aktuelles + Hilfe