Gesund leben
Gedächtnistraining – mit einfachen Übungen die eigene Merkleistung erhöhen
Lisa von Prondzinski · 19.09.2024
Bester Siebschutz? Foto: iStock.com / CREATISTA
Kürzlich schwärme ich einer Freundin von einem einfachen Rezept vor: Wie rasch so ein, so ein ... doch fertig sei. So ein WAS? Das Wort Flammkuchen kommt mir einfach nicht in den Sinn. Häufiger als früher muss ich nach einem Wort kramen, denn auch mein Gedächtnis ist schon Mitte fünfzig. Und der Abbau beginnt bereits Ende zwanzig.
Ich weiß, mit verschiedenen Übungen kann ich meine geistige Fitness stärken und den Abbau der Gedächtnisleistung hinauszögern. Also ab zum Ehrenfelder Bürgerzentrum „Büze“, zum kostenlosen Kurs „Mentales Gehirnjogging“. Sechs Teilnehmerinnen, die jüngste ist Ende sechzig, die älteste 88 Jahre alt, sind wir dort.
Dieses Bewegungsspiel trainiert das Gehirn
Zum Aufwärmen leitet Gedächtnistrainerin Sandra Klaas ein Bewegungsspiel an. Alle Hände auf den Tisch und abwechselnd zwei- oder dreimal klopfen. Die Herausforderung dabei ist, darauf zu achten, wann man dran ist. Das fordert beide Gehirnhälften. Über unsere anfänglichen Irritationen lachen wir immer wieder.
Jede macht die Übung, so gut sie kann, übertriebener Ehrgeiz ist fehl am Platze. Klaas sagt: „Es geht nicht um richtig oder falsch, sondern einfach ums Tun, denn dadurch wird das Gehirn angeregt.“
Dass jeglicher Leistungsdruck beim Training vermieden werden sollte, erfahre ich auch von Margit Ahrens, Vorstandsmitglied beim Bundesverband Gedächtnistraining e. V. (BVGT): „Das Gedächtnis zu stärken klappt am besten, wenn der Körper, der Geist und die Seele angesprochen werden.“ Auf dieser Grundannahme fuße das ganzheitliche Gedächtnistraining: „Denn wer sich wohlfühlt, sich mit anderen austauscht, kann besser denken, sich erinnern, besser lernen und kreativer sein“, so Ahrens.
„Das Gedächtnis zu stärken klappt am besten, wenn der Körper, der Geist und die Seele angesprochen werden.“
Vor allem Gefühle und Gedächtnis seien stark miteinander verbunden. Klar, wer erinnert sich nicht an die erste große Liebe? Oder den Tag des Mauerfalls? „Generell muss das Gehirn eine Information als wichtig einstufen, damit sie lange im Gedächtnis bleibt“, sagt Ahrens. Nur wenig interessant dagegen ist für das Gedächtnis Alltagstrott.
Aber wie funktioniert unser Gedächtnis überhaupt?
Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis
Das Ultrakurzzeitgedächtnis nimmt blitzschnell alle Sinneseindrücke wie Geräusche, Gerüche und Bilder auf und vergisst das Allermeiste nach einer Viertelsekunde wieder.
Nur wichtige Informationen leitet es an das Kurzzeitgedächtnis, auch Arbeitsgedächtnis genannt, weiter. Hier werden Informationen, die wir gerade verarbeiten, wie zum Beispiel eine Wegbeschreibung, bis zu 20 Sekunden gespeichert. Dann gehen sie verloren oder wandern ins Langzeitgedächtnis. Das ist der dauerhafte Speicher für alles Erlernte, alle Erlebnisse und Erfahrungen. Und dieses Archiv können wir abrufen.
Ein Bilderspiel zum Zahlenmerken
Ein ganzheitliches Gehirntraining umfasst immer verschiedene Hirnfunktionen – je nach Übung zum Beispiel die Konzentration, Fantasie, Wahrnehmung, Wortfindung, Formulierungen und logisches Denken sowie die Merkfähigkeit.
Beim Stichwort „Merkfähigkeit“ fallen mir Telefonnummern ein. Seitdem das Smartphone sie speichert, kann ich kaum noch welche auswendig. Deshalb verfolge ich gespannt die nächste Übung: Beim Zahl-Symbol-System werden Zahlen mit Bildern kombiniert. So wird aus einer Telefon- oder PIN-Nummer eine kleine Geschichte.
Im Kurs lernen die Teilnehmenden kreative Techniken, die gemeinsam geübt werden. Foto: Lisa von Prondzinski
Zum Beispiel steht eine gerollte Stoff-Serviette für eine 1, ein Papier-Kegel für die 9, ein Einhorn für die Zahl 4. Daraus bilden wir witzige Sätze: „Wir nehmen eine Serviette, um beim Kegeln Einhorn zu essen.“ Damit sich die Zahlen und Symbole dahinter im Kopf festsetzen, sagen wir uns die Sätze mehrmals laut vor. „Je verrückter die Geschichte, desto besser ist es“, schmunzelt Klaas.
Eselsbrücken helfen beim Namenmerken
Es gibt viele weitere Methoden. Beim Merken von Namen etwa können es bildliche Eselsbrücken sein, beim Einkaufen hilft die Körper-Route, bei der die Einkaufsartikel den verschiedenen Körperteilen zugeordnet werden, wie „Auf dem Kopf liegt ein Apfel, in der Hand halte ich Tomaten.“
Anfangs bin ich skeptisch, doch am Ende überrascht, wie das klappt. Dabei ist es wichtig, zu Hause weiter zu üben, um die Methoden flüssig zu erlernen. Das geht im Alltag überall. Beispielsweise beim Zähneputzen mal die andere Hand als sonst benutzen oder gewohnte Wege verlassen und eine Straßenbahnhaltestelle früher aussteigen.
Gemeinsam singen, tanzen oder andere Menschen treffen, einfach klönen oder spazieren gehen. Denn gerade Bewegung steigert die Aufnahmefähigkeit des Gehirns. Kurz gesagt: Wer regelmäßig neue Eindrücke sammelt, verhilft seinem Gehirn und damit der Gedächtnisleistung zur Topform.
Kölner Anbieter für Gedächtnistraining (Auswahl)
Bürgerzentrum Ehrenfeld „Büze“
jeden Montag 10.30 Uhr oder 14.30 Uhr,
mit Anmeldung
Tel. 0221 / 16 92 69 49, Venloer Str. 429
www.bueze.de
SeniorenNetzwerke
Höhenberg, Tel. 0221 / 87 21 10
Mülheim, Tel. 0221 / 64 54 05
Riehl, Tel. 0221 / 77 75-85 31
Vingst, Tel. 0221 / 87 54 85
Weidenpesch, Tel. 0221 / 548 73 92
Alle Adressen der SeniorenNetzwerke online und im Kölner-Leben-Heft!
Volkshochschule Köln (VHS)
Tel. 0221 / 221-2 26 16
www.vhs-koeln.de
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Tags: Bürgerzentren Köln , Gedächtnis trainieren , Gehirntraining
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