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Raus aus Köln

Unbeschwert unterwegs

Susanne Neumann-KölnerLeben-Ausgabe 4/2017 · 10.08.2017

Rund um den Bodensee

Das geht notfalls auch auf den Radreisen von Gisela Brands. „Wenn jemand nicht mehr weiterkommt, wird eine Lösung gesucht, wie derjenige zum nächsten Quartier kommt“, erzählt die 61-jährige Pulheimerin. Brands organisiert für den Verein Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club (ADFC e. V.) Duisburg seit vielen Jahren mehrtägige Radwanderungen in Deutschland, mit An- und Abreise, Unterkünften, wenn möglich Gepäcktransport und allem Drum und Dran. Pärchen melden sich an, aber auch Alleinreisende zwischen Mitte fünfzig und achtzig Jahren. Genossen werde auch das gesellige Beisammensein, erzählt Brands. Pflicht sei das Zusammenhocken am Abend zwar nicht. „Die meisten wollen das aber!“, so Brands.

Als Tourenleiterin fährt Brands immer an der Spitze. „Am ersten Tag schaue ich, wer der Schwächste in der Gruppe ist, und den hole ich mir nach vorne“, berichtet sie, „der bestimmt das Tempo“. Auf ihrer siebentägigen Reise rund um den Bodensee fuhren im letzten Jahr sechs Teilnehmer zwischen 65 und 78 Jahren mit, der 78-Jährige mit Pulsmesser auf einem E-Bike. „Der wusste genau, wann er den Elektromotor zuschalten musste, damit er sich nicht so anstrengen muss ...“, ergänzt sie. Als sich die Teilnehmer für eine Extratour zum Alten Rhein entschieden, musste eine ursprünglich geplante Fährverbindung nach Lindau durch eine spontan organisierte, abenteuerliche Fahrt auf einem offenen Kahn ersetzt werden. „Das macht auch die Gruppendynamik aus“, erzählt Brands, „dass die Teilnehmer mitbestimmen“, Einverstanden sein müssten aber alle. „Wenn welche sagen, ‚Ich will das nicht‘, dann kann man das nicht machen. Wir bleiben als Gruppe zusammen.“

Reisen
Foto: BVST e.V. / Frank Steltner

Tanzen mit Blick aufs Meer

Auf den Aktivreisen, die Uschi Gillmeister leitet, ist die Gruppe vor allem beim gemeinsamen Tanzen gefragt. Die Brühlerin ist Tanzleiterin im Bundesverband Seniorentanz e. V. (BVST) und organisiert in Zusammenarbeit mit einem Reisebüro jedes Jahr drei bis vier Tanzreisen in den sonnigen Süden Europas. Im Frühling waren sie und zwei Kolleginnen mit einer 50-köpfigen Reisegruppe – überwiegend alleinstehende Frauen – zwei Wochen auf Kreta. Dreimal am Tag baten die Tanzleiterinnen jeweils eineinhalb Stunden zum „Erlebnistanz“ im Freien. „Das war schön“, schwärmt der 81-jährige Werner Schaper, einer der wenigen Herren, die dabei waren. Einen freien Blick auf das Meer und die schneebedeckten Gipfel des Idagebirges hätte man von der sonnengeschützten, luftigen Tanzfläche des Hotels aus gehabt. Seit 23 Jahren ist Schaper im Seniorentanz aktiv und nimmt häufig an Tanzreisen teil. Auch seine heutige Partnerin hat der Witwer auf so einer Tanzfreizeit kennengelernt.

Beim Erlebnistanz hat jedes Musikstück seine eigene Choreografie aus Tanzfiguren und Schritten – egal ob eine Samba oder ein Squaredance erklingt, ein Schlager oder ein Volkslied. Getanzt wird unter Anleitung von speziell dafür ausgebildeten Tanzleiterinnen und Tanzleitern – und immer in der Gruppe: im Block, im Kreis oder auch mal in einer Gasse aus Paaren – wie zum Beispiel beim „Second Waltz“ von Dmitri Schostakowitsch. „Dazu haben wir auf Kreta auch getanzt“, erinnert sich Schaper. In zwei Reihen einander zugewandt, mal an den Händen gefasst, mal voneinander gelöst, wiegten und drehten sich die Tänzerinnen und Tänzer synchron im Walzertakt. Diese Tänze seien auch eine schöne Konzentrationsübung, erklärt Schaper. Da dürfe man sich nicht ablenken lassen, „sonst bringt man die ganze Gruppe durcheinander.“ Für Anfänger gibt es daher zum Reisebeginn einen „Crash-Kurs“.

Geschicklichkeit ohne Zwang

Mitzutanzen sei keine Pflicht, versichert Gillmeister. Man könne stattdessen mal an einem der angebotenen Ausflüge teilnehmen oder auf eigene Faust losziehen. Oder einfach faulenzen und schwimmen gehen. „Wir suchen extra immer ein Hotel in der Nähe vom Strand aus“, erzählt Gillmeister. Im Speisesaal habe die Gruppe ihren separaten Bereich, in dem es abends gesellig zugehe. „Wir achten darauf, dass nicht immer die gleichen Leute an einem Tisch sitzen und man miteinander ins Gespräch kommt.“

Denn Geselligkeit steht beim aktiven Reisen neben all der Bewegung ganz oben, egal ob zu zweit oder mit einer ganzen Gruppe. Die Tageserlebnisse beim abendlichen Ausklang Revue passieren lassen und sich schon auf die Aktivitäten des nächsten Tages freuen, auch das tut man ganz unbeschwert.

Nationalpark Eifel
Verwaltung: Tel. 02444 / 95 10-0
Ein- und mehrtägige Reisearrangements. Es gibt zahlreiche barrierefreie Angebote.
Auskunft: Tobias Wiesen, Tel. 02444 / 95 10-70.

ADFC Köln, Mauritiussteinweg 11, 50676 Köln,
geöffnet mittwochs 17–19 Uhr und
jeden 1. Samstag im Monat 11–13 Uhr.
Datenbank mit Radreisen in ganz Deutschland:

Weitere Angebote bei Radurlaub.

BVST e. V.
Die Tanzleiter organisieren selbst die Reisen, teilnehmen kann jede(r).
Kontakt über Susanne Biermann, vorsitz-nrw@seniorentanz.de, oder Uschi Gillmeister, Tanzleiterin im BVST e. V., Tel. 02232 / 76 03 53.

Tags: Ausflug , Reisen , Tanz

Kategorien: Raus aus Köln