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Leben in Köln

Stiften und Gutes tun

lg · 18.05.2019

Fotos: Martina Dammrat

Fotos: Martina Dammrat

Kaum bekannt: Die Stadt Köln verwaltet Stiftungen und berät Gebende und Nehmende.

Waldgrabstätte im Königsforst„Frohwalt mein stolzer Liebling – Nothung dem Treusten der Treuen“, steht da auf dem Grabstein mitten im Königsforst. Der kleinere Stein daneben trägt die Inschrift „Hubert Josef Hausmann, 1874– 1932“. Die Geschichte von Hausmann ist eine der kuriosesten, die die Stiftungsverwaltung der Stadt Köln vorzuweisen hat. Frohwalt und Nothung stehen nämlich nicht nur für die Wagner-Liebe des Kölners, der mit seinem Vermögen eine Stiftung für Musikstudenten begründete. Sie stehen auch für die zwei Doggen, die hier mit ihm begraben liegen. 

Axel Hänel, Leiter der Stiftungsverwaltung, hat dafür eine einfache Erklärung: „Die Stadt Köln muss den Willen des Stifters achten.“ Und Hausmanns Wille war es, mit seinen Hunden im Königsforst bestattet zu werden. Bis heute pflegt die Stadt das Grab.

Seit Hunderten von Jahren gibt es in Köln Menschen, die stiften. Sie fühlen sich ihrer Heimatstadt so verbunden, dass sie ihr Vermögen einer kommunalen Stiftung vermachen. Die Stiftungen werden von der Kämmerei der Stadt verwaltet und wirken ausschließlich lokal. Aktuell sind es 25 Stiftungen mit einem Grundstockvermögen von etwa 100 Millionen Euro, die den Kölnern in ganz unterschiedlichen Bereichen des Lebens Unterstützung bieten. Kulturelle, gesundheitliche, aber vor allem soziale Belange sind dabei, viele davon für junge Menschen und Familien, aber auch für Senioren.

Zweck der Wohnungsstiftung etwa ist es, günstigen Wohnraum anzubieten. Zum Bestand gehören rund 300 Wohnungen, 89 davon sind altersgerecht. Sie verteilen sich auf zwei Häuser in der Bonner Straße und zwei weitere in der Südstadt. „Gerade Letztere sind sehr beliebt“, sagt Hänel. „Viele Menschen bewerben sich um diese Wohnungen, wenn die Kinder aus dem Haus sind oder wenn der Partner verstorben ist.“ In den Häusern herrsche eine gute Gemeinschaft.

Mit der Rikscha durch Riehl

Die Johann-Heinrich-Claren-Stiftung wurde 1856 in erster Linie zur Unterstützung der bedürftigen Familienmitglieder des Stifters gegründet. Was nicht ausgegeben wurde, durfte auch zugunsten Fremder verwendet werden. Heute sind das vor allem Bewohner von Alten- oder Pflegeheimen. Unterstützt werden zum Beispiel die Sozial-Betriebe-Köln (SBK), die SeniorenNetzwerke und auch Einrichtungen der Wohlfahrtspflege. „Die Stiftung hilft da, wo die öffentliche Hand nicht hinreicht“, sagt Hänel. Das ist vor allem der Freizeitbereich.

So werden etwa Veranstaltungen der SBK bezuschusst, Ausflüge oder kleine Geschenke für ihre Bewohner. Vor einigen Jahren hat die Stiftung den Sozial-Betrieben mithilfe einer 50-Prozent-Finanzierung ermöglicht, eine Rollstuhl-Rikscha für das Stammhaus in Riehl anzuschaffen.

Rollstohl-Rikscha der Sozial-Betriebe Köln
Von einer Stiftung bezuschusst: die beliebte Rollstuhl-Rikscha der Sozial-Betriebe-Köln. Foto: Sozial-Betriebe-Köln

Die Rikscha-Fahrten mit den Betreuungskräften erfreuten sich großer Beliebtheit, sagt Susanne Bokelmann, die in Riehl die Soziale Betreuung leitet: „Die kleinen Ausflüge an den Rhein oder zur Flora bieten unseren Bewohnern die Möglichkeit, vertraute Orte wiederzuentdecken – hinzu kommt das besondere Fahrerlebnis.“ Häufig würden Passanten die mitfahrenden Senioren auf die Rikscha ansprechen. Das stärke die Sozialkontakte in der näheren Umgebung und die Teilhabe, so Bokelmann.

Die Stiftung für in Not geratene Einwohner der Stadt Köln dagegen versucht in akuten Notlagen weitgehend unbürokratisch und schnell zu helfen. Typische Fälle seien der Besuch einer Beerdigung in Italien oder der Türkei, ein kaputter Kühlschrank, eine neue Matratze oder eine Zahnbehandlung, so Hänel. „Wenn sich jemand an diese Stiftung wendet, brennt es normalerweise“, sagt er. Trotzdem wird genau geprüft, ob die Person wirklich bedürftig ist und ob in dem jeweiligen Fall keine anderen sozialrechtlichen Hilfsansprüche bestehen. Jedes Jahr hilft die Stiftung in etwa hundert Fällen.

Sie möchten selbst stiften?

Die Stiftungsverwaltung bietet auch Beratungen für Menschen an, die Teile ihres Vermögens einem wohltätigen oder kulturellen Zweck zuführen wollen. Dafür gibt es zwei Möglichkeiten: die Zustiftung in eine der 25 bestehenden oder die Gründung einer eigenen Stiftung. Bei einer neuen Stiftung ist es entscheidend, dass der Zweck ins städtische Portfolio passt und auch umgesetzt werden kann – etwa über das Kulturamt oder die SBK. Außerdem müssen das Vermögen und die zu fördernde Gruppe groß genug sein. „Mit exotischen Ideen wie einem Bierdeckel-Museum wird es schwierig“, sagt Hänel und schmunzelt.

Weitere Informationen:

Stadt Köln – Kämmerei
Stiftungsverwaltung 
Dr. Axel Hänel
Heumarkt 14
50667 Köln

E-Mail (bevorzugt): stiftungen@stadt-koeln.de
Telefon: 0221 / 221-25 869

Axel Hänel steht für eine unverbindliche Beratung zur Verfügung, wenn Sie die Hilfe einer Stiftung in Anspruch nehmen möchten oder selbst überlegen zu stiften.

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