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Kölner Köpfe – Wolfgang Trester

Jeannette Fentroß · 24.09.2023

Foto: Jeannette Fentroß

Foto: Jeannette Fentroß

Wolfgang Trester (84) führte ein bewegtes Leben und übte einen ungewöhnlichen Beruf aus: Ocularist.

Herr Trester, was genau macht ein Ocularist?

Augenkünstler war die ursprüngliche Bezeichnung für Spezialisten, die Augenprothesen aus Glas von Hand herstellen. An einer heißen Gasflamme werden in einem mehrstufigen Prozess künstliche Glasaugen gefertigt. Diese müssen dann an die individuelle Anatomie und in die leeren Augenhöhlen von Patienten eingepasst werden. (lacht) Auch wenn ich vor etwa 15 Jahren das Institut an meinen Sohn Marc übergeben habe, ist es, als hätte ich gestern noch selbst am Brenner gearbeitet.

Auch Sie haben den Beruf von Ihrem Vater übernommen, ebenso wie ein Hobby. Wie kam es dazu?

Mein Vater gründete 1923 das „Atelier für künstliche Augen“ und fuhr schon im Folgejahr mit einem Liniendampfer in die Vereinigten Staaten von Amerika. 1931 besuchte er Brasilien und arbeitete dort erfolgreich als erster deutscher Augenprothetiker. Er war fasziniert von den fernen Ländern und beschrieb die Eindrücke in seinen Briefen an die Familie. Daraus entstand bei mir schon früh der Wunsch, es ihm gleich zu tun.

Wie haben Sie sich diesen Wunsch erfüllt?

1970 heiratete ich die Tochter eines Professors für afrikanische Sprachen und bereiste mit ihr Windhoek und den Süden Afrikas. Und wie mein Vater, der bei seinen Aufenthalten im Ausland stets auch seinen Beruf ausübte, hielt ich dort und in weiteren Ländern über viele Jahre Sprechstunden als Ocularist ab. Ich knüpfte Kontakte zu Augenärzten und -kliniken und übernahm die augenprothetische Versorgung.

Gab es weitere Reisen und Besuche anderer Länder?

Ja, berufsbedingt nahm ich an vielen Kongressen teil und nutzte die Zeit auch für Begegnungen mit der Natur und exotischen Tieren. (lacht) Mitte 50 entdeckte ich außerdem die Fliegerei als Leidenschaft, wurde Privatpilot und startete mit 60 Jahren eine Reise um die Welt. Meine Erlebnisse habe ich 2021 als Reisetagebuch mit eigenen Zeichnungen veröffentlicht.

Das klingt nach einem sehr bewegten Leben. Was kommt nun?

Das stimmt, doch irgendwann muss man kürzertreten und auch die Fliegerei habe ich nach zwanzig Jahren aufgeben müssen. Vor kurzem war ich gesundheitlich etwas ausgebremst und musste erst wieder fit werden. Nun steht das hundertjährige Firmenjubiläum unseres Instituts für Augenprothetik an.

Dann genießen Sie jetzt Ihren Ruhestand?

Ich bin glücklich und sehr zufrieden. Aber ich möchte noch ein Buch über meine Erlebnisse in der Augenklinik in Saudi-Arabien schreiben.

Das Gespräch führte Jeannette Fentroß.

Das Reisetagebuch trägt den Titel: „Ein Rheinländer reist um die Welt“.
24,90 Euro,
ISBN 978-3-96200-518-4

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