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Ratgeber

Wenn Zucker nicht nur süß ist

Lisa von Prondzinski-KölnerLeben-Ausgabe 6/2016 · 28.03.2017

„Ich bin sportlich geworden“

Und noch etwas hat sich für Christa Bornmann geändert: „Ich bin sportlich geworden, ich laufe“, erzählt sie lachend. In jungen Jahren hat die dreifache Mutter das zwar auch gemacht, „doch als die Kinder kamen, ist das eingeschlafen.“ Jetzt trifft sie sich einmal in der Woche mit einer Diabetiker-Sportgruppe. „Das ist genau das Richtige für mich. Meistens sind wir so zehn Leute. Wir haben sogar beim Köln-Marathon mitgemacht; aber ohne übertriebenen Ehrgeiz. Ich bin zehn Kilometer gelaufen.“

Diabetes - Blutzucker messen
Foto:Fotolia.com

Joggen ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Es reicht jedoch, regelmäßig spazieren zu gehen oder zu tanzen. Hauptsache die Muskeln verbrennen durch Bewegung mehr Zucker und schmelzen die Fettpolster. Wie viel jemand abnehmen sollte, um seinen Diabetes unter Kontrolle zu bekommen, ist sehr individuell. „Bei dem einen machen sich schon zwei Kilo bemerkbar, bei dem anderen erst zehn“, sagt der niedergelassene Internist Dr. Christian Krüger.

Länger ohne Insulin

Übergewicht abbauen, gesündere Ernährung und mehr Bewegung: Damit schaffen es viele Diabetiker zumindest eine Zeitlang, ihren Zucker im Zaum zu halten. Manche, die anfangs blutzuckersenkende Medikamente erhalten, können sie absetzen, wenn der Blutzuckerwert wieder sinkt. Doch selbst wenn man alles richtig macht: Früher oder später kommen die meisten um eine Insulintherapie nicht herum. Denn irgendwann stellt die Bauchspeicheldrüse ihre Arbeit ein und produziert kein Insulin mehr. Nach der Diagnosestellung ist das im Durchschnitt nach drei bis zehn Jahren der Fall.

Früher war diese Zeitspanne kürzer. Aber spezielle Behandlungsprogramme mit regelmäßigen Untersuchungen und eine bessere medikamentöse Therapie haben die Lage der Betroffenen verbessert, erklärt Professor Stephan Schneider, Facharzt für Innere Medizin und Diabetologie am Vinzenz-Krankenhaus. „Es gibt einerseits mehr Medikamente, andererseits sind Ärzte bereit, mehr Substanzen zu kombinieren, um die Insulintherapie hinauszuzögern.“

Überhaupt hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. So bewirkt der Wirkstoff Empagliflozin, dass der Zucker in den Nieren nicht wieder ins Blut gelangt, sondern mit dem Urin ausgeschieden wird, was die Werte im Blut verbessert. Offenbar hat diese Substanz aber sogar einen weit größeren Benefit: Eine Studie hat gezeigt, dass Empagliflozin das Fortschreiten einer Nierenschädigung deutlich verlangsamen kann. Außerdem haben Forscher herausgefunden, dass damit das Leben einiger Diabetiker verlängert wird: Sie haben weniger Herzinfarkte und Schlaganfälle. Die Wirkung des Mittels wird noch in weiteren Studien untersucht. Wie sich dadurch die Behandlung verändern könnte, muss sich noch zeigen. Noch ist das bewährte Metformin die Substanz der ersten Wahl und Insulin die letzte Therapieoption.

Das Diabetes Programm Deutschland (DPD) bietet Ernährungsberatung, Lauf- und Walkinggruppen sowie Fahrradfahren in der Gruppe an. Informationen unter 02 21 / 577 77 58.

Auf den Seiten der Deutschen Diabetes-Hilfe gibt es zahlreiche Informationen und Filmbeiträge. Dort können auch Selbsthilfegruppe gefunden werden, zum Beispiel in Dellbrück/Holweide – Auskunft erteilt Ursula Breitbach unter 02 21 / 68 30 64.

Behandlung des diabetischen Fußsyndroms:
St. Vinzenz-Hospital, Fachbereich Diabetologie, Merheimer Str. 221-223, 50733 Köln, Tel. 02 21 / 77 12-0

Tags: Gesundheit

Kategorien: Gesund leben , Ratgeber